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Nachruf auf Wolfgang Mattes
Wolfgang Mattes bei der Verleihung der Goldenen Ehrennadel des bayerischen Zimmererhandwerks 2010
Quelle: Thomas Riess Photowerft
Im Alter von 75 Jahren verstarb am 9. November 2025 Wolfgang Mattes, Dipl.-Ing FH Architektur, Studiendirektor und Schulpsychologe.
Mit ihm hat uns ein Mensch für immer verlassen, der über Jahrzehnte hinweg eine prägende Persönlichkeit in Sachen beruflicher Bildung im Bayerischen Zimmererhandwerk war.
Seine umfassenden fachlichen und pädagogischen Kenntnisse gründeten sich auf seiner Lehre im Bauhandwerk und dem anschließenden Studium an der Fachhochschule Coburg mit Fachrichtung Architektur Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre. Nach der Vorbereitung auf das höhere Lehramt an der TU München, schloss sich ein Studium der Psychologie an der Uni Erlangen und ab 2005 ein Fernstudium über Schul- und Qualitätsmanagement und Schulentwicklung als Leitungsaufgaben an.
Wolfgang Mattes kam 1979 an die Berufsschule B11 in Nürnberg und wurde dort 1994 zum stellvertretenden Schulleiter berufen. Im Schuljahr 2011/12 ging er in den Vorruhestand, wobei er danach noch einige weitere Jahre die Kolleginnen und Kollegen an der Berufsschule in Bayreuth unterstütze.
Wolfgang Mattes war von 1979 bis 2012 Mitglied im Berufsbildungsausschuss des LIV. Für seine überragenden Verdienst erhielt er 2002 die Silberne und 2010 die Goldene Ehrennadel des Bayerischen Zimmererhandwerks.
Die Entwicklung der „handlungsorientierten Zwischen- und Gesellenprüfung“, die 2001 im Bayerischen Zimmererhandwerk Einzug hielt und im legendären „Amberger Kreis“ erarbeitet wurde, ist untrennbar mit dem Namen Wolfgang Mattes verbunden. Er brachte an zahllosen, entscheidenden Stellen sein umfangreiches Wissen über die Hintergründe und Zusammenhänge des handlungsorientierten Ansatzes in der Ausbildung sowie der Prüfung ein. Nicht umsonst nannte man ihn voller Respekt auch den „Kompetenz-Professor“.
Unsere handlungsorientierten Zwischen- und Gesellenprüfungen haben bundesweit Maßstäbe im Bauhandwerk gesetzt. Für das Konzept und die Durchführung ernten wir nach wie vor großes Lob und Anerkennung. Das haben wir nicht zuletzt der unermüdlichen Arbeit, dem Engagement und der Überzeugungskraft von Wolfgang Mattes zu verdanken.
Ich habe diesen außergewöhnlichen Mann zum ersten Mal am 5. Juli 2001 beim Berufsbildungskongress im unterfränkischen Kleinheubach getroffen. Dort stellte er das völlig neue Konzept der handlungsorientierten Prüfungen gemeinsam mit anderen Kollegen vor. Im Laufe der nächsten Jahre lernten wir uns dann sehr gut kennen. Sei es bei der Zusammenarbeit im Berufsbildungsausschuss oder im Kreis der Aufgabenersteller, dem sogenannten „Entwickler Team Zimmerer Prüfungen“ (ETZP). Der Name stammt übrigens von ihm. Er war aber auch immer mein erster Ansprechpartner, wenn ich wieder einmal Fragen zur handlungsorientierten Prüfung hatte, die er mir stets geduldig beantwortete. Und ich hatte sehr viele Fragen…!
Wolfgang Mattes war ein Mensch mit Charme, viel Humor und großer, fränkischer Herzlichkeit, der stets mit Empathie auf Andere zuging. Gleichwohl konnte er aber auch in der Sache hart diskutieren, wenn es um seine Überzeugungen ging. So erinnere ich mich an etliche Sitzungen, in denen er uns bei der Erstellung und Ausformulierung der Prüfungen, beharrlich an die Fundamente der handlungsorientieren Prüfung erinnerte. „Was ist euer Ziel?“ „Was soll damit erreicht werden?“ „Was kommt davon beim Schüler an?“
Das waren seine Fragen, mit denen er uns immer wieder auf die richtige Spur brachte. Wenn es um grundsätzliche Fragen der beruflichen Bildung ging, waren seine Meinung und seine Argumente oft der zündende Impuls, um gute und begründete Entscheidungen zu treffen.
Wolfgang Mattes war für mich, und ich denke für viele andere ebenso, ein über jedes Maß geschätzter Gesprächspartner und das nicht nur für „geschäftliche“ Angelegenheiten. Er war Wegbereiter, zentrale Stütze und Mitstreiter in allen Belangen der beruflichen Bildung.
Er wird uns in lebhafter, bester Erinnerung bleiben.
Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks
Martin Paul Gorchs